INCOTERMS
- Gegenstand: Betriebswirtschaft (BW)
- Jahrgang / Klasse: HAK Jahrgang II, Abend-HAK Semester 3
Die INCOTERMS sind elf freiwillige Klauseln zur Verwendung bei internationalen Lieferungen. Sie regeln die wesentlichen Käufer- und Verkäuferpflichten im internationalen Handel.
Die Incoterms® (International Commercial Terms) sind weltweit anerkannt und im internationalen Handel von großer Bedeutung. Sie regeln die Rechte und Pflichten von Käufer und Verkäufer in Bezug auf Kosten, Risiko, Versicherung, Be- und Entladung, Transportdokumente, Zölle, Steuern, Verpackung und einiges mehr.
Quelle: https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/Ueberblick-Incoterms-2020.html (26.11.2022)
Incoterms (englisch International Commercial Terms, deutsche Bedeutung: "Internationale Handelsklauseln") sind freiwillige Regeln zur Auslegung handelsüblicher Vertragsformeln im internationalen Warenhandel. Diese werden von der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris herausgegeben. Die ICC hat im September 2010 die überarbeiteten Incoterms 2010 vorgestellt.
Incoterms enthalten exakte Regelungen (=Klauseln) für Außenhandelsverträge über den Gefahren- und Kostenübergang vom Verkäufer auf den Käufer und u.a. auch wann eine Transportversicherung abzuschließen ist.
Bei den Incoterms-Klauseln unterscheidet man zwischen Einpunkt- und Zweipunktklauseln, da der Kostenübergang und der Gefahrenübergang nicht immer am selben Ort erfolgen muss.
Funktionen der INCOTERMS
Die Klauseln regeln folgende Fragen (gelb markierte Punkte sind besonders zu beachten!):
- Wer muss die Dokumente für den Warenverkauf beschaffen?
- Wer trägt die Lieferkosten?
- Wer trägt das Risiko?
- Wer übernimmt die Zollgebühren?
- Wer ist für die Versicherung der gelieferten Ware zuständig?
- Welcher Vertragspartner übernimmt die Warenprüfung?
- Wie muss die Ware verpackt werden und wer übernimmt die Verpackungskosten?
Gliederung der Klauseln
Die INCOTERMS können zu unterschiedlichen Gruppen zusammengefasst werden. Bei Tests und Schularbeiten ist es immer gut, zuallererst die Bedeutung der Abkürzungen und die Zugehörigkeit der Klauseln anzugeben. Das macht dann auch die weitere Arbeit einfacher.
Unterscheidung zwischen der Abwicklungsart (erkennbar am Anfangsbuchstaben)
Je nach Anfangsbuchstabe können die INCOTERMS in vier Gruppen unterteilt werden.
Gruppe E (EXW): Diese Abholklausel ist für den Käufer am teuersten. Sie regelt, dass alle Kosten und Risiken ab dem Zeitpunkt der Warenbereitstellung auf den Käufer der Lieferung übergehen. Der Verkäufer hat seine Pflicht erfüllt, wenn er die Ware an dem vereinbarten Ort für den Käufer bereitstellt.
Gruppe F (FCA, FAS, FOB): Bei diesen Absendeklauseln muss der KÄUFER den Haupttransport bezahlen. Der Käufer übernimmt die Gefahren und Kosten ab dem ersten Frachtführer bzw. ab dem Ausgangshafen (entweder ab Kai oder an Bord des Schiffes).
Gruppe D (DAP, DPU, DDP): Ankunftsklauseln, Der VERKÄUFER muss alle Kosten und Gefahren bis zum benannten Bestimmungsort oder Bestimmungshafen tragen.
Gruppe C (CPT, CIP, CFR, CIF): Alle C-Klauseln sind s.g. Zweipunktklauseln (siehe weiter unten). Sie sind ähnlich wie die F-Klauseln, ABER Im Unterschied zu diesen muss der Verkäufer auch die entsprechenden Kosten bis zum Bestimmungsort tragen. D.h. das Risiko geht beim Frachtführer über, die Kosten beim genannten Ort. Absendeklauseln: Der VERKÄUFER muss den Haupttransport bis zum benannten Bestimmungsort oder Bestimmungshafen bezahlen, die Gefahrtragung (das Risiko) liegt jedoch beim Käufer.
Unterscheidung zwischen den Transportarten
Sieben Klauseln können für alle Transportarten eingesetzt werden:
Klauseln für alle Transportarten
- EXW: Ex Works / Ab Werk
- FCA: Free Carrier / Frei Frachtführer
- CPT: Carriage Paid To / Frachtfrei
- CIP: Carriage And Insurance Paid To / Frachtfrei versichert
- DAT: Delivered at Terminal/ Geliefert Terminal
- DAP: Delivered at Place /Geliefert benannter Ort
- DDP: Delivered Duty Paid / Geliefert verzollt
Klauseln nur für den See- und Binnenschiffstransport
- FAS: Free Alongside Ship / Frei Längsseite Seeschiff
- FOB: Free On Board / Frei an Bord
- CFR: Cost And Freight / Kosten und Fracht
- CIF: Cost, Insurance and Freight / Kosten, Versicherung und Fracht
Unterscheidung zwischen Einpunkt- und Zweipunktklauseln
Bei den INCOTERMS muss der Kostenübergang und der Gefahrenübergang nicht am selben Ort erfolgen.
Wenn der Übergang der Gefahr des Verlusts oder der Beschädigung gleichzeitig mit dem Übergang der Kosten vom Verkäufer auf den Käufer erfolgt, so spricht man von Einpunktklauseln (Gruppen E, F und D). Alle Übergänge geschehen an einem Ort, der in der Klausel benannt ist.
Bei Zweipunktklauseln erfolgt der Gefahrenübergang und der Übergang der Kosten zu verschiedenen Zeitpunkten.
Beschreibung der wichtigsten Incoterms
- EXW "Ab Werk" bedeutet, dass der Verkäufer liefert, wenn er die Ware dem Käufer beim Verkäufer oder an einem anderen benannten Ort (z. B. Werk, Fabrik, Lager usw.) zur Verfügung stellt. Der Verkäufer muss die Ware weder auf ein abholendes Transportmittel verladen, noch muss er sie zur Ausfuhr freimachen, falls dies erforderlich sein sollte. (Quelle: https://www.icc-austria.org/Incoterms.htm, 07.03.2017)
- FCA "Frei Frachtführer" bedeutet, dass der Verkäufer die Ware dem Frachtführer oder einer anderen vom Käufer benannten Person beim Verkäufer oder an einem anderen benannten Ort liefert. Der Verkäufer organisiert, bezahlt und trägt Risiko bis zum vereinbarten Ort und macht die Ware zur Ausfuhr frei. Der Käufer organisiert den Haupttransport. (Quelle: https://www.icc-austria.org/Incoterms.htm, 07.03.2017)
- FAS "Frei Längsseite Schiff" bedeutet, dass der Verkäufer liefert, wenn die Ware längsseits des Schiffs (z. B. an einer Kaianlage) im benannten Hafen gebracht ist. Die Gefahr des Verlustes oder der Beschädigung der Ware geht über, wenn sich die Ware längsseits des Schiffs befindet. Der Käufer trägt ab diesem Zeitpunkt alle Kosten. (Quelle: https://www.wko.at/Content.Node/service/aussenwirtschaft/fhp/Ausfuhrbestimmungen/FAS-Free-Alongside-Shop.html, 07.03.2017)
- FOB "Frei an Bord": Der Verkäufer organisiert, bezahlt und trägt das Risiko bis an Bord des Käuferschiffes im Verschiffungshafen. (Quelle: https://www.icc-austria.org/Incoterms.htm, 07.03.2017)
- CPT "Frachtfrei" bedeutet, dass der Verkäufer die Ware dem Frachtführer oder einer anderen vom Verkäufer benannten Person an einem vereinbarten Ort liefert. Der Verkäufer hat den Beförderungsvertrag abzuschließen und die bis zum benannten Bestimmungsort entstehenden Frachtkosten zu zahlen. Der Käufer trägt also das gesamte Transportrisiko ab der Übergabe an den ersten Frachtführer!
- CIP "Frachtfrei versichert": Wie CPT, zusätzlich muss der Verkäufer die Ware für den Käufer mindestversichern.
Unterschied zwischen Frachtführer und Spediteur
Der Frachtführer ist ein gewerblicher Unternehmer, der sich auf Grund eines Beförderungsvertrages verpflichtet, einen Transport auf der Schiene, der Straße, zur See, in der Luft, auf Binnenwasserstraßen oder einer Kombination dieser Verkehrsträger durchzuführen.
Der Spediteur vermittelt/organisiert in eigenem Namen und für fremde Rechnung gewerbsmäßig Güter zu Lande, zu Wasser und in der Luft mit Hilfe von Frachtführern. D. h. die Aufgabe des Spediteurs ist es auf Wunsch des Versenders, alle zum Gütertransport notwendigen Beförderungsmittel kostengünstig zu organisieren. Manchmal tritt der Spediteur auch als Lagerhalter auf.
Der Frachtführer ist im Gegensatz zum Spediteur der tatsächliche "Transporteur", welcher gewerbsmäßig die Güter befördert.
Natürlich kann es auch vorkommen, dass Spediteur und Frachtführer das gleiche Unternehmen sind.
Beispiele mit Lösungen
Frau Sabine Thomaschitz führt folgendes Gespräch mit ihrem Ausbilder: Sabine: „Sehen Sie sich diese Mail an! Unverschämt! Vor vier Wochen haben wir dem Unternehmen Cariocha in Cordoba (Argentinien) eine Spezialmaschine geschickt und jetzt verweigert der Kunde die Annahme – außerdem möchte er die Maschine nicht bezahlen!“. Ausbilder: „Warum verweigert er die Annahme der Maschine?“ Sabine: „Er behauptet, die Maschine wäre aufgrund eines Sturms unterwegs beschädigt worden. Was soll das? Als die Maschine in das Schiff geladen wurde, war sie völlig in Ordnung. Ist doch nicht unser Problem, wenn es unterwegs einen Sturm gibt. Wie soll die Maschine jetzt wieder zu uns kommen? Einen neuen Käufer werden wir sicherlich nicht finden und außerdem sitzen wir auf den Transportkosten…“. Ausbilder: „Jetzt mal langsam! Wir werden uns den Kaufvertrag ansehen und schauen, auf welche Lieferbedingungen wir uns geeinigt haben, dann sehen wir weiter“. Sabine: „Lieferbedingungen? Was haben die damit zu tun? Er soll die Rechnung bezahlen!“ Ausbilder: „Das ist ganz einfach: Durch den Abschluss eines Kaufvertrages ergeben sich für den Käufer und den Verkäufer gesetzlich geregelte Pflichten. Das ist unproblematisch, wenn sich Käufer und Verkäufer im selben Land befinden. Damit ist klar, welches Gesetz gilt. Schwieriger ist es bei Kaufverträgen, bei denen Käufer und Verkäufer aus unterschiedlichen Ländern kommen. Aber zum Glück gibt es die Incoterms, die helfen uns hier weiter“. Sabine: „Incoterms? Was sind Incoterms und wie helfen die uns in unserem Fall?“ Ausbilder: „Die Incoterms bieten international anerkannte Regeln zur Interpretation von Handelsbedingungen im Außenhandelsgeschäft. Dadurch kann eine unterschiedliche Interpretation derselben Lieferbedingung verhindert werden. Durch eine solche Vereinbarung im Kaufvertrag kann unser Kunde nicht behaupten, er hätte unter der Lieferbedingung etwas anderes verstanden als wir. Die Internationale Handelskammer in Paris hat diese Regeln 1936 erstmals veröffentlicht und immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Die letzte Änderung wurde im Jahr 2000 vorgenommen. Der Stand der Incoterms wird jeweils durch die Angabe der Jahreszahl gekennzeichnet. Aktuell sind also die „Incoterms 2000“. Sabine: „Interessant. Können Sie mir mehr über diese Bedingungen erzählen?“ Ausbilder: „Sicher. Ihr Name ist „International Commercial Terms“ oder kurz „Incoterms“. Es gibt 13 Incoterms und jedes sagt genau aus, wo das Risiko vom Verkäufer auf den Käufer übergeht. Die Incoterms haben keine Gesetzeskraft, werden aber trotzdem von den Vertragsparteien akzeptiert. Schauen wir uns mal unseren Kaufvertrag an. Aha, da steht es: Unsere Preise verstehen sich EXW Linz gemäß Incoterms 2000…“. Sabine: „Muss unser Kunde nun bezahlen oder nicht?“ Weg der Spezialmaschine von Linz nach Cordoba Die Maschine wird bereits in Linz an die Spedition Hubentöbel übergeben, die sie mit dem LKW zum Hafen Rotterdam in den Niederlanden transportiert, wo sie auf ein Schiff verladen wird, das sie wiederum nach Buenos Aires, Hauptstadt und größter Hafen in Argentinien, bringt. Von dort wird die Maschine auf einen LKW verladen und nach Cordoba gebracht. Aufgaben Es ist die Klausel CPT Portland, USA vereinbart. Auf dem LKW-Transport von Seattle nach Portland passiert ein Unfall, bei dem die Ware so beschädigt wird, dass sie unverkäuflich ist. Wer muss sich um die Schadensabwicklung kümmern? Was sind die Konsequenzen für den Käufer? Der Haupttransport der Lieferung soll mit der Bahn erfolgen. Als Lieferbedingung möchte der Lieferant FCA Railway Station Paris in den Vertrag aufnehmen, wir als Käufer hingegen möchten zumindest CPT Wien Westbahnhof aushandeln. Der Lieferant bietet in seinen Angeboten sowohl die Klausel FOB Ancona, als auch CFR Ancona, jeweils mit dem Zielhafen Port Said an. Erklären Sie den Unterschied zwischen den beiden Klauseln. Nennen und beschreiben Sie drei Risiken, die im Zuge des Außenhandels im Vergleich zum Binnenhandel entstehen können. Ihr Unternehmen konnte während einer Messe einen neuen Kunden gewinnen. Dieser Kunde ist in New York tätig. Er möchte eine große Bestellung bei uns in Auftrag geben. Davor müssen jedoch die Lieferklauseln festgelegt werden. Diskutiert werden die Lieferklauseln CIF New York ODER FOB New York. AufgabenI. Einleitendes Beispiel
II. Warenversand in die USA mit CPT
III. Warenversand mit der Bahn CPT und FCA
Worin unterscheiden sich die Kosten- und Risikofaktoren zwischen FCA Railway Station Paris bzw. CPT Wien Westbahnhof?IV. Schiffverladung CFR und FOB
V. Incoterms: Einiges Wissenswertes
Wer muss hierbei den Haupttransport bezahlen?
Um welche Klausel handelt es sich hierbei?
Wer trägt das Risiko?
Wo liegt jeweils der Gefahrenübergang?VI. Gefahren im Außenhandel
VII. Schiffverladung CIF oder FOB
Die Lieferung soll per LKW von Wien nach Bremerhaven und dann per Schiff nach New York erfolgen. Der Kunde holt die Ware mit seinem eigenen LKW ab.
Lösungen:
Text folgt.
INCOTERMS, Außenhandel, Lieferbedingungen, Einpunktklauseln, Zweipunktklauseln